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Anmerkungen: Die Flutkatastrophe und die Versäumnisse im Hochwasserschutz
20.07.2021

Ein harter Regen ging nieder und traf Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch Gegenden Bayerns und Sachsens. Die furchtbaren Verwüstungen sind aber nicht allein die Folge des Klimawandels. Sie sind ebenso Folge der Versäumnisse im Hochwasserschutz. Durch Deiche, Dämme, Überflutungsflächen hätte die Flutkatastrophe sicherlich weniger schlimme Auswirkungen gehabt.

Bereits am Wochenende zuvor gab es Warnungen vor einem kommenden Starkregen im Rheinland und in der Eifel vom Europäischen Flut-Warnsystem EFAS, dem Deutsche Wetterdienst DWD und dem Wetterdienst Kachelmannwetter. EFAS warnte vor Starkregen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter. 24 Stunden vor den Starkregen hätten Behörden wissen müssen, welche Gebiete Hochwasser zu erwarten hatten, zum Beispiel an der Ahr. Aber irgendwie kam die Information bei den Kommunen nicht an. Eigentlich sollten in so einem extremen Fall die Medien Gefahrenmeldungen veröffentlichen, Radiosendungen das Programm unterbrechen und das Fernsehen die Bürger informieren. Aber der WDR sendete nach 22.30 Uhr sein TV-Nachtprogramm, als sei nichts geschehen.

Dass der Starkregen derartige Verwüstungen verursachen konnte, hat einen Grund. Es fehlen Dämme, Rückhaltebecken, Wasserreservoirs, renaturierte Flächen. In NRW sind fast 24 Prozent der Fläche bebaut, fast 11 Prozent davon versiegelt, so dass der Boden Regen schlecht aufnehmen kann. Zwar existiert mittlerweile ein Hochwasserschutz an den großen Flüssen wie dem Rhein, aber für gefährdete kleinere Flüsse und Bäche gilt das nicht.

Übrigens hatte man an der Ahr bereits in den 1920er Jahren größere Regenrückhaltebecken geplant. Im Juni 1910 war nämlich eine Hochwasserkatastrophe über das Ahrtal hereingebrochen. Bei den Planungen blieb es. Auch nach dem Ersten Weltkrieg gab man die knappen Gelder offensichtlich lieber für den Bau des Nürburgrings aus. Und die Pläne für einen Hochwasserschutz waren für Jahrzehnte weiterhin begaben.

Klar ist, dass internationaler Klimaschutz eine der schwerwiegendsten Herausforderungen der Politik ist. Aber daneben ist eine weitere Aufgabe drängend: wir müssen unsere Wohngebiete an die katastrophale Auswirkungen des Klimawandels anpassen und sie unter anderem vor künftigen Hochwasserereignissen schützen. Wir müssen nachholen, was in der Vergangenheit versäumt wurde.


Dazu:

Meteorologische Chronologie der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands im Juli 2021 – Wetterkanal vom Kachelmannwetter-Team

Ahrtal: "Alles auf den Prüfstand stellen, um weiteren Katastrophen vorzubeugen" - Riffreporter

Hochwasserschutz: Laschets Lachen ist nicht die einzige Panne | ZEIT ONLINE

„Unterlassene Hilfeleistung“ und „an den falschen Stellen gespart“: Scharfe Kritik an WDR-Berichterstattung - Medien - Gesellschaft - Tagesspiegel


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